Was mich sehr bewegt hat - Dirk Frowein reflektiert den Austausch mit New Work Pionieren auf der NWX22 in Hamburg.
Das diesjährige Motto „CELEBRATING WORK // PIONEERING CULTURE“. Spannende Impulsgeber zeigten, wie motivierend eine positive Unternehmenskultur ist und somit wesentlich zum Erfolg beitragen kann.
Eines meiner vielen Highlights auf der New Work Experience in Hamburg war der Austausch und das Networking von Angesicht zu Angesicht mit den zahlreichen New Work Pionieren und Umsetzern – besonders bewegend nach der 2-jährigen Pandemie Pause. Wieder mittendrin zu sein, in der Community, die sich mit der Zukunft der Arbeit konstruktiv beschäftigt, war inspirierend.
New Work bedeutet mehr Eigenverantwortung und individuelle Freiheit.
Meine erste Gesprächspartnerin: Petra von Stromberg, Vorstandsvorsitzende der New Work SE.
Dirk: „Petra, New Work ist ein weiter Begriff. Was verbirgt sich aus deiner Sicht dahinter?“
Petra von Stromberg: „Wir folgen stark dem Ansatz, den auch Frithjof Bergmann als Begründer von New Work verfolgt hat: „Tu, was du wirklich, wirklich willst!“ Wenn Mitarbeitende bei dem, was sie tun glücklich sind, ist das Unternehmen erfolgreicher.“
Dirk: „New Work bedeutet die Schaffung einer neugestalteten Arbeitswelt, in welcher Arbeitnehmer*innen eigenverantwortlicher und mit höheren Grad individueller Freiheit agieren können. Stimmst du dem zu?“
Petra von Stromberg: „Absolut, diese Entwicklung bedingt eine neue Definition von Führung. Eigenschaften wie Empathie, Vertrauen und auch Kommunikationsfähigkeit sowie Augenhöhe und Wertschätzung, also ein ganzes Bundle an Maßnahmen sind für den Erfolg von modernen Führungskräften essentiell. Deshalb gibt es auch nicht DIE eine Lösung. Jedes Unternehmen muss für sich herausfinden, was funktioniert.
Ein Fest der Unternehmenskultur - und des Miteinanders.
Außerdem hatte ich die Möglichkeit mit Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability zu sprechen. Als beliebte Arbeitsforscherin wird sie gerne zurate gezogen, sobald es um Personalfragen geht, die von öffentlichem Interesse sind.
Dirk: „Jutta, können wir weiterhin „Du“ zueinander sagen?“
Prof. Dr. Jutta Rump: „Sehr gerne, das passt wunderbar zu der NWX22.“
Dirk: „Viele Unternehmen stehen vor gewaltigen Herausforderungen. Seien es Pandemiefolgen, Fach- und Arbeitskräftemangel, Lieferengpässe oder steigende Energiepreise. Lohnt es, ausgerechnet jetzt Zeit und Geld in die Pflege der Unternehmenskultur zu investieren? Oder lassen sich diese knappen Ressourcen besser nutzen? Was sagst Du als Betriebswirtin dazu?
Prof. Dr. Jutta Rump: „Für mich ist das keine Entweder-oder-Frage. Unternehmen müssen die digitale, ökonomische und ökologische Transformation parallel bewältigen. Für diese Transformations-Trilogie benötigen sie nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch zeitlichen und personellen Spielraum. Sie brauchen kompetente, engagierte Mitarbeitende mit ausreichend Zeit und Energie, um innovative Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Eine positive, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur zahlt unmittelbar auf diese Faktoren ein – und damit auch auf den finanziellen Unternehmenserfolg.“
Dirk: „Was muss sich dazu kulturell in den Unternehmen bewegen?“
Prof. Dr. Jutta Rump: „Die Unternehmenskultur wird komplexer. Vielfalt bedeutet auch Widerspruch und Konflikt. Das erfordert eine positive Streitkultur. Anstelle Kontrollen und Befehlsstrukturen sind Vertrauen und Fehlertoleranz gefragt. Die Kommunikation und das Miteinander sollten von Offenheit, Wertschätzung, Ehrlichkeit, Klarheit und Vertrauen geprägt sein.“
Mehr WORK – weniger Labour
Ein Gespräch mit Richard David Precht – bekannt als Philosoph, Publizist und Autor.
Dirk: Guten Morgen, Richard. In deinem aktuellen Buch »Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten« zeigst du, wie die Veränderung der Arbeitswelt unser Leben, unsere Kultur, unsere Vorstellung von Bildung, und letztlich die ganze Gesellschaft verändert – und welche enormen Gestaltungsaufgaben auf die Politik zukommen, insbesondere der Umbau unseres Sozialsystems hin zu einem bedingungslosen Grundeinkommen.
Richard David Precht: „Die Frage nach der Zukunft der Arbeit ist nicht einfach, was und wie Menschen arbeiten SOLLEN, sondern immer mehr, was und wie Menschen arbeiten WOLLEN.”
Dirk: „Welche Bedeutung hat das Motto „mehr Work – weniger Labour“ für dich?“
Richard David Precht: „Für den Einzelnen ist mehr Work ein wichtiges Merkmal bei der Strukturierung der Bedürfnisse: persönliche und soziale Identität, familiäre und soziale Bindungen. Es bietet Möglichkeiten, Geld zu verdienen und dadurch Zugang zu einer Reihe wesentlicher und nicht wesentlicher Güter, Dienstleistungen und Tätigkeiten zu erhalten. Mehr Work heißt tägliche Routinen sowie körperliches und geistiges Wohlbefinden. Außerdem Selbstvertrauen, Selbstregulation und intrinsische Motivation.“
Dirk: „Wie definierst du den Begriff „Labour“ heute?“
Richard David Precht: Labour entstand mit der Industrialisierung und steht für Geburt. Die Geburt eines Babys oder eines Unternehmens. Arbeit – also Motive -menschliche Tätigkeit und vorgegebene Stellen und Aufgaben. Manuelle Arbeit, körperliche Arbeit. Lohnarbeit, eine sozioökonomische Beziehung zwischen einem Arbeitnehmer und Arbeitgeber.“
Unternehmenskultur ist heute ein knallharter Wettbewerbsfaktor
Ein Austausch mit Nina Zimmermann, CEO der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu zum Thema Unternehmenskultur.
Dirk: „Was ist damit gemeint, die Generationen Y und Z schauen sich mehr und mehr die vermeintlichen weichen Faktoren an?”
Nina Zimmermann: „Auf der Suche nach dem richtigen Arbeitsumfeld legen junge Talente großen Wert auf die passende Unternehmenskultur, d.h. The Perfect Match!“
Dirk: „Sprechen wir also über Unternehmenskultur als Hebel für das Recruiting von morgen, erfolgreiche Unternehmen und glückliche Beschäftigung?“
Nina Zimmermann: „Ja. Diese Themen gilt es anzugreifen. Dabei gibt es beim Thema „Unternehmenskultur“ oft kein Richtig oder Falsch – abgesehen von unverhandelbaren Punkten wie Gleichberechtigung oder einen respektvollen Umgang mit Angestellten. Unternehmen sind genauso anders wie die Menschen, die sie anstellen wollen. Es geht beispielsweise darum, es einer/einem Mitarbeiter/in, die ein großes Bedürfnis nach Freiheit und Flexibilität hat, deutlich zu machen, wenn man als Unternehmen eher auf klare Strukturen, feste Arbeitszeiten und klar definierten Prozesse ausgerichtet ist. Oder andersherum. Unternehmen sollten nach Mitarbeiter*innen Ausschau halten, die zu ihren Strukturen passen – oder ihre Strukturen nachhaltig ändern. Das spart beiden Seiten Zeit und Geld.”
Vielen Dank an alle meine Gesprächspartner und die vielen großartigen Impulse, die ich mitnehmen konnte.
Inspiriert von all dem, was mich sehr bewegt, möchte ich sagen:
Lasst es uns alle gemeinsam angehen, lasst uns springen, denn WIR formen die Zeit.
Abschließen möchte ich gerne mit den Gedanken von Swantje Allmers, Co-Founder und CEO von LinkedIn und Michael Trautmann, Unternehmer und Podcaster:
“On the way to NEW WORK: Wenn Arbeit zu etwas wird, was Menschen stärkt.“
Bilder: DIE RAUMGEBER